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Harzer Hexen Stieg



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Harzer Hexen Stieg



12.09.2016 Anreisetag


Nachdem uns in letzter Zeit die negativen Ereignisse überrollt hatten und endlich der hartnäckige Durchfall der beiden Hunde überstanden war, freute ich mich auf meinen diesjährigen Weitwanderweg. Der Harzer Hexenstieg sollte es dieses Jahr sein. Gebucht hatte ich über Wandern im Harz und hier kann ich mein erstes großes Lob aussprechen. Vorbereitung, Buchungen der Hotels, Transfer des Koffers, Bustickets, Fahrpläne und Rücktransport alles war top organisiert. Das Wanderer SOS Telefon ist eine super Sache, gerade wenn man mit Hund unterwegs ist.


Am Anreisetag in Osterode angekommen wurde als erstes das Hotelzimmer in Beschlag genommen. An der Rezeption wurden die letzten notwenigen Informationen eingeholt. Natürlich musste der Parkplatz inspiziert werden und da er in dieser Woche für Dauerparker wegen einer Veranstaltung gesperrt wurde, wurden die Nebenstraßen genauer in Augenschein genommen, denn direkt an einer stark befahrenen Straße wollte ich das Auto nicht abstellen. Bei dieser Gelegenheit fiel mir die Tierarztpraxis ins Auge und so konnte der Vorrat an Notfallmedikamente für Bendix aufgefüllt werden. Man kann ja nie wissen und bei unserem Glück in der letzten Zeit kann man nie genug dabeihaben. Osterode hat eine schöne Altstadt zu bieten und somit stand ein kleiner Stadtbummel vor der Wanderung auf dem Programm. Die Eisdiele im Ortskern kann uneingeschränkt empfohlen werden und wurde auf dem Rückweg gleich nochmal besucht. Wieder im Hotel angekommen fing mein übliches Ritual an, Rucksack packen. Wie immer wiegt der Rucksack 7 kg und nur das notwendigste ist dabei.


13.09.2016 Tag Eins auf dem Harzer Hexenstieg – es geht los


Nach einer ruhigen Nacht und einem guten Frühstück ging es los. Das Auto wurde direkt auf dem Stieg abgestellt und wartete nun dort auf die Abholung am Sonntag. Rucksack auf den Rücken, Hund an die Leine und schon ging es los, immer den Berg hinauf, raus aus Osterode und direkt in den Wald. Die Luft war herrlich und so genossen wir die ersten Kilometer in vollen Zügen. Im Wald herrscht Leinenzwang und daran hatten wir uns auch gehalten und vorsorglich die 7 Meter Flexileine eingepackt. Am Rucksack festgemacht störte sie nicht. Ranger überprüfen die Einhaltung und so hatten wir auf den ersten 7 Kilometer auch die erste Kontrolle und strichen unser erstes Lob ein. Nicht die Jagd auf Wild ist für diese Vorschrift verantwortlich, sondern die Tatsache, dass viele Wanderer, Jogger und Mountenbiker im Harz unterwegs sind und ein faires Miteinander gegeben sein soll. Bis zu diesem Zeitpunkt erschloss sich mir diese Vorschrift nicht, da ich nur einem Wanderer begegnet bin. Das sollte sich aber noch grundlegend ändern und ich kann jedem Hundebesitzer empfehlen nehmt Eure Hunde an die Leine, es gibt genug Stellen wo Hunde frei laufen können.


Die ersten Kilometer läuft man auf dem Hundschen Weg und dieser führt auf der alten Eselkaravanenstrasse (auf dieser Straße wurde Getreide zu den Erzabbaugebieten gebracht und das abgebaute Erz abtransportiert) zum Eselsplatz. Hier steht die erste Schutzhütte und Stempelkasten. Eine Rast nach nur 3,8 km stand für uns nicht auf dem Plan und somit ging es nach dem obligatorischen Shooting weiter. Auf dem Waldweg gab es immer wieder Ausblicke in die Täler und somit war der Weg sehr kurzweilig. Nach 11 Kilometer kamen wir zum Bärenbrucher und Ziegenberger Teich. Diese Teiche gehören zum Oberharzer Wasserregal und haben eine unterschiedliche Wasserhöhe. Hier ist baden erlaubt und somit ging Bendix erst mal zum Pfoten kühlen eine Runde schwimmen. So erfrischt ging es weiter und die Wanderwege füllten sich. Einsamkeit ade aber auch das hat seinen Reiz, so konnte ich mit meinen GPS Gerät einen Ehestreit beenden und ratlose Wanderer wieder auf den rechten Weg bringen. Nach kurzer Zeit machten wir das erste Mal mit den Wasserläufen des Wasserregals Bekanntschaft. Der Huttaler Graben begleitete uns ein Stück des Weges. Diese Gräben dienten zum Wasserausgleich zwischen den Teichen und lässt erahnen was die Menschen früher angelegt hatten um Erz abzubauen. Wieder einmal beschlich mich das Gefühl, das die Menschen damals „schinden“ als Hobby hatten mussten. Je mehr ich wandere und „unsere“ Heimat Deutschland kennenlerne, je mehr finde ich Regionen in denen Menschen Schwerstarbeiten geleistet haben um zu existieren. Man braucht nicht nach Ägypten zu den Pyramiden reisen um zu sehen, was Menschen damals erschaffen hatten. Nach 16,7 km kamen wir bereits um 14 Uhr am Posterberger Parkplatz an, hier rief ich im Hotel an, um mich abholen zu lassen und die Zeit bis zum Eintreffen meines Pensionswirtes verbrachte ich auf einer Bank mit einem Fahrradfahrer. Gespräche mit wildfremden Menschen machen für mich diese Wanderungen ebenfalls aus. Für meinen Geschmack viel zu früh wurde ich am Parkplatz abgeholt und nach Riefensbeek zum Landhaus Meyer gefahren. Die Herzlichkeit in diesem Hotel war echt der Hammer, man hatte sofort das Gefühl „daheim“ zu sein. Das Zimmer war sehr klein und im zweiten Stock – für uns kein Problem, zumal der Koffer bereits auf dem Zimmer stand. Ich bin mir ganz sicher nicht das letzte Mal dort gewesen zu sein, das Essen abends, Matjesfilet mit Bratkartoffeln war super und kann uneingeschränkt empfohlen werden. Überwältigt von den vielen Eindrücken ging der Tag für uns beide zu Ende.



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14.09.2016 Tag Zwei auf dem Harzer Hexenstieg – es geht weiter


Nach einem reichhalten Frühstück ging es mit dem Auto zurück auf den Stieg. Zu Beginn ging es gleich in den Wald zurück und hier machte sich die Leine gleich bezahlt. Bendix blieb bei einer unübersichtlichen Stelle stehen und die Reaktion ließ darauf schließen, dass da etwas im Anmarsch war. Ich rief Bendix zu mir und noch bevor ich etwas sehen konnte, kam der Mountenbiker auch schon angeschossen. Auch er hatte nicht mit uns gerechnet und verzog auf dem felsigen Untergrund sein Lenkrad und landete mitten in den Brombeeren. Seine sechs Kumpels konnten wir noch rechtzeig warnen und somit mussten wir nur einem Biker aus den Brombeeren helfen. Die sieben Biker konnten nach kurzer Zeit weiterfahren und wir waren gewarnt. In Württemberg gibt es die zwei Meter Regelung – wir wären für eine Ausdehnung auf Deutschland, dann dürften die Biker auf den kleinen Wanderpfaden nicht fahren. Nach kurzer Zeit ging es auf dem Damm neben der Hochstraße weiter. Künstlich angelegt bekam man schon wieder eine Vorstellung, welche Massen diese Menschen früher bewegt haben. Nach einem längeren Stück oberhalb der Straße ging es wieder zurück in den Wald. Im weiteren Verlauf am Dammgraben passiert man die Eisenquelle deren Wasser Bendix verschmähte, war anscheinend nicht so lecker. Im Anschluss stand der Aufstieg zum Magdeburger Weg an. Der Magdeburger Weg verläuft wildromantisch im Hang, vorbei an der steilen Wand und über Stock und Stein. Der Fahrplan gebot Eile und somit gaben wir auf den letzten 4 Kilometer richtig Gas um den Bus nach Braunlage, der nur alle Stunde fährt, noch zu verwischen. An der Bushaltestelle angekommen, reichte es gerade noch den Geldbeutel aus dem Rucksack zu ziehen bevor der Bus vorfuhr. Auch mit fehlendem Maulkorb durften wir mitfahren und somit erreichten wir nach weiteren 20 Minuten und netten Gesprächen Braunlage. Nach kurzer Suche erreichten wir unsere Pension. Zum Essen musste man wieder zurück in die Stadt aber das Rumpsteak war der kurze Spaziergang wert.

 

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15.09.2016 Tag Drei auf dem Harzer Hexenstieg – es geht auf den Brocken


Nach der Stärkung am Frühstücksbuffet ging es mit dem Bus von Braunlage nach Torfhaus zurück. Der erste Blick galt natürlich dem Brocken. Der letzte Sommertag für dieses Jahr war reserviert für die Besteigung des Brockens. 335 m Aufstieg verteilt auf 8 km sind nicht gerade eine Herausforderung, stellte aber ja nur einen kleinen Teil unseres Tagespensums dar. Der Aufstieg zum Brocken war in zwei Stunden auf dem Goetheweg geschafft und so konnten wir den tollen Fernblick vom Brocken genießen. 21 Grad und böiger Wind herrschten oben und das obligatorische Brockenbild wurde spontan von einer weiteren Wandergruppe übernommen, die sich kurz zuvor Bendix für ihr Gruppenbild ausgeliehen hatten. 30 Minuten mussten reichen und meine nächste Übernachtung war in Königshütte gebucht, laut Karte sollten das nochmals 15,7 km sein. Der Brocken war nicht nur für uns ein Highlight, sondern für viele andere auch und so waren wir froh den Menschenmassen zu entkommen und nach einem längeren Abstieg auf einer Straße wieder in den Wald verschwinden zu können. Hier wurden die Pfade wieder einsamer und nach einer längeren Wanderung auf dem Glashüttenweg erreichten wir Drei Annen-Hohne. Hier hat die Brockenbahn ihren Bahnhof und für viele Touristen ist es der Ausgangspunkt für viele Aktivitäten. Für uns nur eine kleine Zwischenetappe und genau die Hälfte des Harzer Hexenstieges, 50 Kilometer waren also geschafft. Für ein Bergfest blieb keine Zeit, da noch 5 km bis nach Königshütte anstanden. Auf breiten Forstwegen ging es nochmals eineinhalb Stunden durch den dichten Wald bis Königshütte auftauchte. Die Ortschaft zieht sich an der Kalten Bode entlang und somit waren es vom Ortsschild bis zum Hotel am Felsen nochmals 1,5 km, dafür lag das Hotel direkt auf dem Stieg. Das dortige Abendessen gehörte zu den kulinarischen Streichergebnissen aber das Gespräch mit dem Mainzer Ehepaar entschädigte für alles und nur gesunkenen Temperaturen sorgte für ein Gesprächsende. Viele Tipps für zukünftige Wanderungen wurden im Hotelzimmer notiert und ein paar Touristeninformationen bekommen wieder Prospektbestellungen von mir.

 

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16.09.2016 Tag Vier auf dem Harzer Hexenstieg – Herbstanfang


In der Nacht hatte es angefangen zu regnen und die Temperaturen waren deutlich gesunken. Nach dem Frühstück ging es ausgestattet mit Regenjacke auf den Stieg zurück. Nach kurzer Wanderung riss die Wolkendecke auf und es hörte zu regnen auf. Zunächst lief man an der Königshütter Talsperre vorbei um dann wieder in dichtes Waldgebiet zu gelangen. Hier trafen wir das Hannoveraner Ehepaar wieder. Sie waren ebenfalls auf dem Stieg unterwegs und Bendix ließ sich bei jedem Treffen durchknuddeln. Nach einer abwechslungsreichen Strecke erreichten wir Rübeland. Ein Bergbauort mit eindrucksvollen Kalksteinfelsen. Ab hier wandert man nun an der Bode entlang, bis man in die kleine Ortschaft Neuwerk kommt. An der alten Schule gab es einen Rastplatz für Wanderer der überdacht war und hier wurde unser Lunchpaket verspeist. Nur kurze Zeit waren wir alleine, bis sich ein weiterer Wanderer zu uns gesellte. Wie sich herausstellte lief er die 100 km in zwei Tagen. Auch hier sind Verrückte unterwegs. 50 km pro Tag sind für mich einfach unvorstellbar, für andere das normalste auf der Welt. Nun ja, jeder nach seiner fasson. Die Route von Neuwerk nach Wendefurth ist ein herrlicher Abschnitt an der Wendefurther Talsperre. Wildromantisch ging es bergauf und bergab bevor man die Staumauer überquerte. Auch hier waren Verrückte unterwegs. Senkrecht die Staumauer runterzulaufen – Menschen gibt es. In den letzten zwei Stunden waren immer wieder Schreie von Menschen zu hören, die den Harzer Flying Fox ausprobierten. Von Wendefurth nach Altenbrak waren es noch 6 km und so hieß es nochmals zum Abschluss km schrubben. Das Hotel in Altenbrak erreichten wir in 1 Stunde 15 Minuten und zur Begrüßung gab es ein Schnaps. Zum Abendessen gab es Rindsroulade und als Nachtisch ein leckeres Eis. Der Wetterbericht für den nächsten Tag verhieß nichts Gutes und somit wurde der Rucksack nochmals um den neu erstanden Regenponcho erweitert.

 

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16.09.2016 Tag Fünf auf dem Harzer Hexenstieg – Regentag


Der Wetterbericht hatte recht – leider. Die letzten 14,2 km standen ganz im Zeichen von allen Arten von Regen. Leichter Regen, Starkregen, Gewitter, Sprühregen – alles dabei. Von Altenbrak ging es durchs Bodetal nach Thale. Dieser Weg ist ein absolutes Highlight und trotz dem Regenwetter waren viele Menschen unterwegs. Mein Regenponcho tat an diesem Tag sein gutes Werk und lies uns trocken durch den Tag kommen. Das Bodetal ist wunderschön und erinnert an die Wutachschlucht im Schwarzwald. Einen großen Unterschied ist es jedoch, sobald man aus der Schlucht kommt, steht man im Freizeitpark von Thale. Der Kontrast könnte nicht härter sein. Ab dem Freizeitpark fehlte die Beschilderung und somit gab es einen kurzen Boxenstopp im Tourismusbüro. Die Hexe im Schaufester bereitete Bendix keine Probleme aber als er die lebendige Hexe am Tresen entdeckte wurde die Nase immer länger. Er hatte das Glück an eine nette Hexe zu geraten, die auch noch Streicheleinheiten für einen nassen Hund übrig hatte. Nach der Beschreibung fanden wir auch das offizielle Ende des Stiegs, mitten in der Einkaufsstraße von Thale. Das obligatorische Foto wurde schnell gefertigt und nun stand nur noch die Suche nach unserem Hotel an. Nochmals 2 km, dann hatten wir „unser“ Ende des Hexenstieges erreicht. Das Abendessen in unserem Hotel gehörte zu den kulinarischen Highlights und hätte glatt für zwei Personen gereicht. Auf dem Zimmer gab es den Abschlusssekt und dieser war natürlich von Rotkäppchen.

 

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17.09.2016 Abreisetag


Um 9 Uhr war unser Taxi angekündigt und pünktlich stand es vor der Türe. Bendix und Koffer in den Kofferraum und schon ging es 70 Minuten durch den Harz zurück nach Osterode. Unterwegs gab es nochmals einen Nachschlag an interessanten Dingen aus der Region und somit war die Fahrt sehr kurzweilig. An meinem Auto angekommen wurden Koffer und Bendix umgeladen und unser Fahrer verabschiedete sich. Kurze Zeit später ging die Türe des gegenüberliegenden Einfamilienhauses auf und ein Osteroder teilte mir mit, eine Woche gut auf mein Auto aufgepasst zu haben. Er wisse wir kommen aus Öhringen und haben gerade eine Landesgartenschau zu bieten. Dies konnte ich ihm bestätigen und er wünschte mir eine gute Heimfahrt. Tja, nicht nur Reisen bildet.


Fazit: Der Harzer Hexenstieg kann nur empfohlen werden, an manchen Stellen fehlen die Schilder, zweimal hatten wir uns verlaufen und Dank GPS wieder auf den rechten Weg gefunden. Wer Einsamkeit sucht ist auf dem Stieg falsch, der Harz ist ein gut besuchtes Gebiet und hat nicht nur den Brocken zu bieten. Mein letzter Besuch dort war es auf jeden Fall nicht.

 

© by Carmen Straub Startseite Impressum nach oben